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St. Cyriakus Niedermendig

Alte Kirche

St. Cyriakus Niedermendig

Aufgrund stilistischer Vergleiche mit anderen Kirchen und der dendrochronologischen Untersuchungen der Holzbalken des Dachstuhles wird die Entstehungszeit der Kirche St. Cyriakus um 1180 angenommen. Über dem Mittelschiff sind noch heute elf romanische Gespärre aus Eichenholz, das zwischen 1175 und 1195 geschlagen wurde, erhalten. Ein weiterer Balken im westlichen Teil der Kirche wurde auf 1166 bis 1186 datiert. In dieser Zeit wurde der Westturm errichtet, von dem 1216 die ersten beiden Geschosse fertigestellt waren.

Aus dem Jahr 1215 ist eine erste schriftliche Erwähnung der Kirche und der Pfarrei überliefert.

1474 wurde der Turm um die beiden oberen Stockwerke erhöht, wie eine Inschrift an der Außenmauer betätigt.
Er wurde mit einem spitzen Helm gedeckt.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde eine gotische Kapelle vom Trierer Bischof Jakob von Sierck (1430 bis 1456) an den Chor angebaut.

Während des Dreißigjährigen Krieges erlitt die Kirche Beschädigungen und 1620 brannte der Turm. Bis 1802 war St. Cyriakus eine Eigenkirche der Trierer Domkapitels.


Der Außenbau der Alten Kirche

St. Cyriakus Niedermendig

Die Außenmauern der alten Kirche sind verputzt.

An der gotischen Kapelle, die an der Südapsis errichtet wurde, heben sich die schwarzen Quader der Strebepfeiler aus Basaltlava ab.

Die Ostwand ist in drei Blendbögen über Lisenen gegliedert. In den mittleren Rundbogen ist ein rundbogiges Fenster aus barocker Zeit eingeschnitten. Die äußeren Bögen sind kleeblattförmig gestaltet. Das Motiv des Kleeblattbogens ist vermutlich von der Basilika St. Kastor in Koblenz übernommen worden, wo es ab 1160 vorkommt.  Ein weiterer Kleeblattbogen umspannt drei, in den Giebel eingeschnittene Rundbogenfenster.

Vier paarweise angeordnete Rundbogenfenster gliedern den Obergaden des Langhauses.

Im südlichen Seitenschiff befindet sich ein romanisches Eingangsportal, das von doppelten Kantenrundstäben eingerahmt ist. Diese bilden auf Kämpferhöhe Knoten anstelle von Kapitellen. Diese Art von Kapitellen symbolisieren, dass das Himmelreich mit der Erde verbunden ist. Es gibt sie  sonst nur in Italien, z. B. am Dom von Ravenna. Dies deutet auf italienische Einflüsse hin. Seit 1093 waren Lombarden an der Abtei Maria Laach als Steinmetze beschäftigt. Die Eichentür mit ihren Eisenbeschlägen ist spätromanisch.

Die barocke Türrahmung stammt von 1717, ebenso die Inschrift: Hingeht das Leben, herkombt der Tot, o Mensch thue recht vnd forchte Gott.


Der Innenraum der Alten Kirche

Die Kirche St. Cyriakus ist dreischiffig angelegt. Das Mittelschiff weist zwei längsrechteckige Joche auf und mündet in einen quadratischen Chor. Halbrunde Apsiden schließen die Seitenschiffe ab. Die südliche Apsis wurde im 15. Jahrhundert  in eine gotische Kapelle integriert.

Niedrige Rundbögen, die auf quadratischen Pfeilern mit profilierten Kämpfern aufliegen, trennen das Mittelschiff von den Seitenschiffen.
Die Gurtbögen der Mittelschiffjoche ruhen auf Halbsäulen mit eckigen Rücklagen und Kapitellen, die mit Palmetten verziert sind.

Chor und Mittelschiff sind von Kreuzgratgewölben überspannt.

Die gotische Kapelle besitzt Maßwerkfenster und ein in die Wand eingelassenes Lavabo.

Auf dem Schlusstein der Gewölberippen und auf einer von einem Engel getragenen Konsole sind die Wappen
  –     der Grafen von Virneburg
  –     des Trierer Bischofs Jakob von Sierck und
  –     des Bistums dargestellt.


Die Ausstattung der Alten Kirche

Das älteste Ausstattungsstück der Kirche ist der romanische Hauptaltar, der sich heute in südlichen Seitenschiff befindet.  Auf ihm steht eine Pietà aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

In die Westwand des Mittelschiffs und in den Boden sind mehrere aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammende Epitaphien aus Basaltlava eingelassen.


Wandmalereien

Bei den Wandmalereien von St. Cyriakus unterscheidet man mehrere Ausmalungs- phasen.

Die erste Phase wird vor 1200, kurz nach der Fertigstellung der Kirche, eingeordnet. Aus dieser Zeit stammen die Darstellung der
Leidenswerkzeuge Christi in den Gewölbefeldern:
  –     die Laterne als Symbol für die Gefangennahme

  –     der Hahn als Zeichen der Verleugnung Jesu durch Petrus

  –     die Dornenkrone, die Geißel, das Kreuz, die Lanze, der Schwamm und die Leiter als Symbole für das Leiden und die Kreuzigung Christi

Im nördlichen Seitenschiff ist ein Bogen mit Blütenranken erhalten.

Außerdem sind in der ersten Phase die Würfelkapitelle und der Zackenfries entstanden.

 

Der zweiten Ausmalungsphase, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beginnt, werden zugeordnet:
  –     die 6 Meter hohe Figur des hl. Christopherus an der Nordwand
  –     die Darstellung des Jüngsten Gerichtes über dem Chorbogen
  –     die zwölf Apostel auf beiden Seiten des Mittelschiffs
  –     Darstellung der hl. Margharete
  –     Bild eines Ritters
  –     Martyrium des hl. Laurentius

Die Darstellung des hl. Christopherus an der Nordwand war im Mittelalter für die gläubigen Christen von großer Bedeutung. Wer den Heiligen sah, trat nicht unvorbereitet vor Gott. Daher befindet sich die Darstellung des Christopherus meist so, dass der Blick des Besuchers beim Betreten der Kirche auf ihn fällt.

Über dem Chorraum befindet sich das Bild des Jüngsten Gerichtes. Christus thront dort als Weltenrichter auf einer Wolke. Die zwei Schwerter, die er im Mund hält, deuten auf den Investiturstreit (Gang nach Canossa) hin.
Neben ihm knien Maria und Johannes der Täufer als Fürbitter.
Zwei Engel blasen auf einer Posaune.
Auf der Ebene darunter werden die Verdammten in die Hölle getrieben, wo der Teufel sie erwartet. Die Seligen ziehen mit gefalteten Händen einen Hügel hinauf, der Hand Gottes entgegen.

Die Apostel sind mit Buch und Schwert dargestellt, manche mit den Folterwerkzeugen ihres Martyriums: Matthias mit dem Beil, Bartholomäus mit abgezogener Haut, Johannes mit einem Ölfass in der Hand und Judas Thaddäus mit einer Keule.

Die hl. Margharete wird mit Buch, Märtyrerpalme und einem Drachen dargestellt. Neben ihr steht eine weitere Heilige.

Die Darstellung eines Ritters an der Südwand erinnert an die Kreuzzüge und wird um 1300 datiert.

Darunter wird das Martyrium des hl. Laurentius, der auf einem Rost gebraten wird,  gezeigt. Ihm wendet sich von oben die Hand Gottes zu.

 

Einer dritten Ausmalungsphase können zugeordnet werden:

  –     Auf einer der Arkaden der Südwand Maria auf einem Thron sitzend. Sie hält mit einer Hand den kindlichen Jesus und in der anderen Hand eine Lilie.
  –     Auf der anderen Arkade sieht man die Szene „Noli me tangere“. Maria Magdalena, die durch ihre langen Haare gekennzeichnet ist,
          liegt vor Jesus auf den Knien, der mit einem Spaten in der Hand als Gärtner dargestellt ist.
  –     Darüber die Szene der Taufe Jesu im Jordan. Über Jesus schwebt eine riesige Taube; zu seiner Rechten steht Johannes der Täufer
          und zu seiner Linken ein Engel
  –     Eine weitere Szene zeigt den hl. Jakobus mit Pilgerhut und –stab neben einem König mit Lilienzepter.
  –     In einer Darstellung im Obergaden der Nordwand sieht man den hl. Jakobus mit einer großen Muschelschale auf der Brust.
          Er krönt neben ihm stehende Pilger. Die Pilgerkrönung war ausschließlich deutschen Jakobspilgern vorbehalten.
  –     Die Kreuzigungsszene unter dem hl. Christophorus stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Links neben dem Kreuz steht Johannes,
          der Maria stützt. Rechts vom Kreuz befindet sich der hl. Cyriakus mit Stola und Märtyrerpalme.
  –     Auf der Obergadenwand des südlichen Seitenschiffes stellt eine Malerei den hl. Nikolaus dar, der einen der getöteten und in einem Salzfass eingepökelten
          Scholaren wieder zum Leben erweckt.

Glocken

Im Turm der Doppelkirche, welcher der alten Kirche zugehört, hängt ein vierstimmiges Geläut. Von den vor dem Zweiten Weltkrieg vorhandenen vier Glocken mussten 1942 drei für Kriegszwecke abgegeben werden. 1950 wurden in der Glockengießerei Mabilon in Saarburg vier neue Glocken gegossen, wobei die verbliebene Glocke von 1651 aus dem alten Geläut passend zu den anderen Glocken umgegossen wurde. Glocke vier ist die Angelusglocke.[1]

Glocke
1
2
3
4
Durchmesser
1540 mm
1290 mm
1120 mm
880 mm
Gewicht
2300 kg
1350 kg
950 kg
580 kg
Schlagton
cis′
e′
fis′
a′
Inschrift
Glocke 1: Christus gestern – Christus heute – Christus in alle Ewigkeit
Glocke 2: Treue und Glaubensmut – Hl. Cyriakus bitte für uns
Glocke 3: Gnade für einen seligen Tod – Hl. Maria bitte für uns
Glocke 4: Gerechtigkeit und Frieden – Königin des Friedens bitte für uns

Publikationen zu St. Cyriakus Niedermendig

Die Eifel
Dumont Kunstreiseführer

Steinreiche Eifel      
Karl-Heinz Schumacher/ Walter Müller
Görres-Verlag Koblenz  Band 1,2,3

Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava
Kurt Müller-Veltin

Die Kunstdenkmäler des Kreises Mayen Band 1 und 2
Paul Clemen, Verlag von L. Schwan, Düsseldorf

Anton Bardenhewer
Ein Restaurator zwischen Historismus und moderner
Denkmalpflege

Anja Rudolf, Verlag Michael Imhof

St. Cyriakus in Niedermendig
Baugeschichte der neugotischen Kirche 1852 - 1857
Richard Clemens, Görres-Druckerei Neuwied

Romanische Kirchen an Rhein und Maas
Kubach/Verbeek, Verlag Gesellschaft für Buchdruck
AG Neuss

Wandmalerei des 13. Bis 16. Jahrhundert
Susanne Kern, Verlag Schnell und Steiner

Mendiger Märtyrer
Ihr Leben, Leiden und Sterben
Michael Hoellen, Johannes-Verlag Leutesdorf

St. Cyriakus in Mendig/Eifel
Wilfried Mohr

Manfred Böckling
St. Cyriakus in Mendig
Rheinische Kunststätten, Heft 500. Hrsg.:
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz, Köln 2007

 

Wegweiser Mittelrhein Görres-Verlag

- Bauen im späten Mittelalter Nr. 4
  Joachim Glanz

- Denkmäler der Romanik Nr. 3
  Eduard Sebald

- Das 19. Jahrhundert Nr. 8
  Wolfgang Brönner

 

Heimat Jahrbücher Kreis Mayen-Koblenz

- 1992  „Vor 50 Jahren, Zeit ohne Glocken

- 1991  „Wie Niedermendig an sein Pfarrhaus kam, oder die
  Auswirkungen der französischen Revolution“

- 1989  „St. Jakobus zu Niedermendig – Zur Geschichte der Fresken“
  von Michael Hoellen

- 1987 „Ein angeblich von einem Hexenmeister gestifteter Altar“
  von Michael Hoellen

- 1986 „Vor 40 Jahren: Tod eines Arztes, eines Verfolgten
  des Nationalsozialismus“
  von Michael Hoellen